Die schlechte Nachricht steckt in einer Zahl: Auf mehr als 400 .000 Euro beläuft sich das „negative Vereinsvermögen“, vulgo Schulden, der SG Wattenscheid 09 derzeit. Die gute Nachricht direkt hinterher: Die Mitglieder des Regionalligisten, das wurde bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend deutlich, trauen der Führung des Klubs offenbar zu, die Probleme zu lösen.
Vorstand und Aufsichtsrat wurden bei nur drei Gegenstimmen entlastet, Kontroversen blieben aus, es herrschte eine unaufgeregte und eher von Optimismus geprägte Stimmung im Vereinsheim an der Berliner Straße. Auch Torsten Biermann, Marketing-Mann aus Wanne-Eickel und Kandidat für den Aufsichtsrat, traf bei seiner Zuwahl nicht auf Widerstand.
Vorsitzende wirbt um Mitstreiter
Gabi Vitt hatte eingangs um Unterstützung und Mitstreiter geworben. „Ich möchte, dass Stadt und Verein Wattenscheid eine Zukunft haben“, sagte die SG-Vorsitzende, deren Bitte um eine moderate Beitragserhöhung (für Vollzahler von 80 auf 84 Euro, ermäßigt von 40 auf 42, Familien von 110 auf 120 Euro) von den Mitgliedern erhört wurde. Positiv habe sich die Mitgliederwerbung entwickelt: Nach dem Regionalliga-Aufstieg sei die Zahl der Mitglieder von 720 auf knapp 1000 geklettert.
Träumen, so Gabi Vitt, würde sie von exakt 1909. Ebenfalls als eher positiv einzuschätzen seien die Gespräche mit der Stadt, um bald die „antiken“ und eher unappetitlichen Umkleiden und Sanitäranlagen auf Vordermann bringen zu können. Das Erscheinungsbild, auch auf der Anlage an der Berliner Straße, sei „verbesserungswürdig“. Man hofft bei der SG Wattenscheid 09 in dieser Angelegenheit auf das kommende Jahr.
Franco Vitt erläuterte für den Aufsichtsrat die besorgniserregenden Zahlen und den Weg, den der Klub beschreiten will, um der Misere sukzessive zu entkommen. Allein in der Saison 2015/2016 habe der Verlust trotz einer Umsatzsteigerung von 48 Prozent 180 000 Euro, geschuldet vor allem den Personalkosten, betragen. Nicht nur höhere Aufwendungen für die erfolgreiche Mannschaft (zum Beispiel war eine Pokal-Prämie ausgehandelt worden) seien dafür verantwortlich gewesen, sondern auch andere Personalkosten. So hätten sich die Kosten für die Security nahezu verdoppelt.
Im Frühjahr 2015, so Franco Vitt, habe man eine Entscheidung treffen müssen, entweder den Neustart zu wagen oder „das Licht auszumachen“. In den nächsten zwei, drei Monaten werde man sich um 50- bis 60000 Euro entschulden, Zielsetzung für das kommende Jahr sei der Schuldenabbau um 100 000 Euro. In drei, vier Jahren, so Vitt, der sich als „ganz weit weg von Luftschlössern“ bezeichnet, wolle man komplett schuldenfrei sein. Ausgangs- und Kernpunkt für dieses Vorhaben sei die Tatsache, dass man nach Jahren des Fremdelns wieder das Vertrauen der Sparkasse Bochum gewonnen hat und nun die privaten Darlehen dort bündeln kann. „Aus unserer Sicht“, so Vitt, „ist das valide und ein gangbarer Weg“.